
Besuch aus dem Abendland
“An dieser Stelle blenden wir einfach mal dreieinhalb Wochen aus. Der Getriebeschaden und die damit verbundenen Strapazen haben wir bis heute nicht wirklich verdaut und haben beschlossen dieses Kapitel einfach erst einmal auszulassen. Diese Geschichte wird nachgerreicht.”
Es hat sich Besuch angekündigt, Finn kommt in die Türkei, also machen wir uns auf dem Weg nach Antalya. Japp, den Weg kennen wir mehr als auswendig. Also beschließen wir die Straße an der Küste entlang zufahren. Nicht weniger anstrengend was das Auf und Ab angeht, aber eine Abwechslung zu der Bergroute. Viel Zeit hatten wir nicht, aber wir hatten ja Stellplätze aus der Reise zuvor, denkste…
Auch hier ist die Uhr nicht stehen geblieben und vieles hat sich verändert, Stellplätze wurden zugebaut oder unzugänglich für Freisteher gemacht. Echt frustrierend. Man freut sich auf ein paar Tage am Strand, nimmt eine steile Abfahrt mit engen Straßen auf sich, um dann vor einer Barrikade zu stehen.
Dahinter ein nicht benutzter Fußballplatz, der nun noch mehr verwildert und einfach keinerlei Funktion hat.
30 Meter weiter zwängen sich 7-8 Overlander auf einen kleinen Platz vor einer Werft mit Zugang zum Strand. So wurden aus 2-3 Tage Aufenthalt nur ein Tag und wir fuhren weiter Richtung Antalya. Am Mittag erreichten wir unser Ziel in der Nähe des Flughafens und richteten uns auf die Ankunft von Finn ein.
Zuvor besorgten wir bei Decatlon noch ein 2-Mann Zelt mit Klappbett damit er nicht auf dem Boden schlafen muß (ist ja auch nicht mehr der Jüngste, mit seinen 24 Jahren).



Bei bestem Wetter verging die Zeit recht schnell, und Fathi, der uns schon beim Getriebe geholfen hatte(Dazu in einem anderen Kapitel mehr), kündigte sich an.
Dann eine WhatsApp: Habe keinen Reisepass nur einen Personalausweis, ich weiß nicht ob ich hier ins Land komme. Fragezeichen…
Recherche…Nee, geht immer noch ohne, kann kein Problem werden. Finn ist in Istanbul gelandet und durfte auch Einreisen. Kurze Zeit später, eine WhatsApp: Habe den Weiterflug verpasst! (Was in Gottes Name geht noch so alles schief seit wir in der Türkei sind?).
Zum Glück konnte Finn mit etwas Mehrkosten den letzten Flieger nach Antalya nehmen. Für mich hieß das, noch länger wach bleiben. Doch dafür konnte ich mir mit Fathi seinen Laden anschauen und seine Freunde kennenlernen und anschließend mit dem Taxi an den Flughafen fahren.
Wenn ich mich recht entsinne waren wir gegen 1 Uhr am Bus und kochten erst einmal Abendessen und bauten das Zelt für Finn auf. Nach ein paar Bierchen und lecker Essen beendeten wir den Tag.

Im Vorfeld haben wir uns natürlich viele Fragen gestellt, Was machen wir?, Wo fahren wir hin? Was macht in der kurzen Zeit Sinn? Wie ist und wird das Wetter?
Im Nachhinein war Finn viel entspannter als wir, nee eigentlich mehr ich. Aber nach dem aufstehen von Finn (Er kam erkältet aus dem Zelt, Halsschmerzen und Husten) war klar, jetzt erst einmal in die Sonne und Zeit zum regenerieren finden. So entschlossen wir uns ans Meer zu fahren und einen ruhigen Platz zu finden, damit Finn fit wird. Wir verbrachten zwei herrliche Sonnentage am Meer inklusive eines kurzen Bades. Nach dieser kurzen Erholungspause ging es dann richtig los. Jetzt werden Kilometer gemacht. Zuerst fuhren wir nach Aspendos, am antiken Aquädukt fanden wir einen Schlafplatz, der uns lediglich ein Getränk kostete. Schnapper…dachten wir. Die paar frisch gepressten Orangen kosteten dann allerdings nach anfänglich 750 Lira ( Ich musste feilschen, ungewohnt und noch nicht so meins), 400 Lira (Also feilschen kann ich).








Am nächsten Tag besuchten wir das alte Amphitheater inklusive einer aktuellen Ausgrabung die dort zur Zeit stattfindet. Beeindruckt von der Baukunst der Antike machten wir uns auf den Weg über die Berge auf die Hochebene von Konya (Kappadokien) mit dem Ziel eines Salzsees, der auch auf unserer Liste stand.
Nach einem Zwischenstop an einem See ging die Reise weiter zum Tuz Gölü (Dem Salzsee). So anstrengend die Fahrten auch sind, entschädigt die Landschaft mit ihrer Schönheit und Abwechslung. Steppe wechselt mit Canyons und die Farbe der Berge verändert sich gefühlt nach jeder Kurve. Nach einem Stop in Konya mit dazugehörigem Einkauf ging es weiter. Heute wollten wir am See ankommen.
An einer Tankstelle lernte Finn das erste Mal die Neugier und Gastfreundschaft der Türken kennen. Beim Tanken und Wasser füllen, sprach uns der Tankwart an und lud uns zum Cay ein, so wurde aus einer kleinen Pause, ein Plausch, mit Austausch der Telefonnummern (wenn ihr mal wieder hier seid und Hilfe braucht, einfach anrufen), Danke Ferhat.
Unser Schlafplatz für die Nacht war nicht weniger spektakulär, direkt vor ein paar sanften aber dennoch hohen Hügeln im nirgendwo, kein Strauch, kein Baum nur Steine und Sand. Als ich den Schlüssel vom Bus umdrehte und der Motor verstummte und wir draussen standen, verstand Finn, warum mehr als 150 km mit dem Bus echt anstrengend sind. Die plötzliche Stille raubt einem echt den Atem, außer dem fernen gelegentlichen Rauschen der LKW´s auf der Landstraße, hört man hier wirklich fast gar nichts. Still, erst recht in der Nacht.
Es sei denn 4 nette Jandarma kommen vorbei und wollen wissen, was ein paar deutsche hier so mitten im nirgendwo machen.







Der Tuz Gölü (Salzsee) ist wirklich beeindruckend, die Fahrt dorthin ebenfalls. Pure Steppe mit Windhosen, endlose gerade staubige Straßen und kleine Dörfer. Die Natur ist so beeindruckend das ich mir die Worte spare und Euch einfach Bilder zeige.









Nach zwei Tagen machten wir uns wieder auf den Weg, die Wetterprognosen sahen nicht wirklich gut aus, zudem waren die Tage von Finn auch bald rum. Ohne ein festes Ziel zu haben erreichten wir Güzelyurt, ein kleines Dorf in Kappadokien, das die charakteristischen Wohnungen, die in den Berg gehauen wurden, hat.
Dazu „Steinzipfel“ die ebenfalls als Behausung genutzt wurden. Man kann einfach überall rumlaufen, sich anschauen was man mag. Keine Schilder, kein „Durchgang Verboten“. Man kommt sich fast ein wenig wie ein Forscher vor.
Am nächsten Tag machten wir uns dann wieder zurück ans Mittelmeer. Die Temperaturen auf der Hochebene sollten in die Minusgrade gehen, inklusive Schnee, und das wollten wir alle nicht.
Auf nach Tarsus, ganz in die Nähe des Flughafens von Adana. Bei einem recht Zentral gelegenen Caravan Park machten wir halt und bereiteten die Rückreise von Finn vor. Stadtbummel, inklusive Einkaufstour, Wäsche waschen und was halt so anfällt.
Am vorletzten Tag machten wir uns dann noch mal auf zum Meer, als Abschiedsgruß für Finn. Und dann waren auch schon 12 Tage vorbei, und schweren Herzens musste ich mich verabschieden.





„Lieber Finn, Danke für die Energie und Freude die Du mitgebracht hast. Deine Inspiration wird uns weiter begleiten“.
Bis zum nächsten Mal
