Boah-Echt.de Instagram account
Vasad - Rumänien: Wasser befüllen

Wie man beim Wasserholen Rumänien entdeckt

Es war keine Sehenswürdigkeit, kein majestätischer Berg, der unsere Reise in Rumänien prägte. Es war ein einfacher Wasserhahn – unscheinbar, an einer Straßenecke in einem kleinen Ort nahe der Grenze. Doch bevor diese Begegnung begann, mussten wir die erste Hürde überwinden: die Grenze zwischen Ungarn und Rumänien.
Grenzen. Sie haben etwas Unberechenbares. Niemand weiß, was geschieht, wenn man auf einen Schlag zum „Fremden“ wird. Aber auch diesmal hob sich die Schranke, und wir wurden eingelassen. Ein tiefes Durchatmen, Erleichterung. Doch mit dem Grenzübertritt beginnt immer auch eine neue Herausforderung: Internet organisieren, um Navigieren zu können, sich zurechtzufinden. Es sind die kleinen Dinge, die einen sicheren Alltag garantieren. Dann stand die nächste Aufgabe an: Wasser. Wir steuerten eine der vielen Quellen an, doch was uns dort erwartete, war mehr als nur ein gefüllter Tank.

Zuhause bei Jimmy

Zuhause bei Jimmy

Zuhause bei Jimmy - Hühner im Hof

Zuhause bei Jimmy - Hühner im Hof

Zuhause bei Jimmy - Hinterer Hof

Zuhause bei Jimmy - Hinterer Hof

Und das ist Jimmy - Danke für alles

Und das ist Jimmy - Danke für alles

Zwei Männer, ein Augenblick

Der Wasserhahn stand verlassen da, an einer Straßenecke, umgeben von alten Häusern und dem leisen Summen der Nachmittagshitze. Während wir Eimer um Eimer füllten, bemerkten wir sie: zwei Männer, die uns aus der Ferne beobachteten. Einer von ihnen, Jimmy, trat schließlich näher. Sein Lächeln war einladend, seine Augen von Neugier erfüllt. „Woher kommt ihr? Deutschland?“ Es war der Beginn eines Gesprächs, das weniger durch Worte als durch Gesten lebte. Mit Händen und Füßen erklärten wir ihm, dass wir aus Frankfurt kamen, dass Rumänien erst der Anfang unserer Reise war – und dass wir eines Tages bis in die Mongolei fahren wollten. Jimmys Reaktion war unvergesslich. Er lachte, schüttelte den Kopf und rief aus: „Mongolei? So weit!“ Es war keine Frage, nur ein Ausdruck von ehrlicher Verwunderung. Dann lud er uns ein: „Kommt zu mir nach Hause.“

Eike beim Smalltalk

Eike beim Smalltalk

Einfach lecker Jimmy´s Schinken

Einfach lecker Jimmy´s Schinken

Prost meine Herrn. Jimmy und der Nachbar

Prost meine Herrn. Jimmy und der Nachbar

WOW ein ganzer Korb voller Essen

WOW ein ganzer Korb voller Essen

Gastfreundschaft, die sprachlos macht

Wir folgten ihm, etwas unsicher, aber auch neugierig. Sein Zuhause war einfach, doch die Wärme, mit der er uns empfing, füllte den Raum. Wir sprachen über alles und nichts – oder versuchten es zumindest. Die Sprachbarriere war spürbar, manchmal frustrierend. Doch was zählte, waren nicht die Worte, sondern die Verbindung, die zwischen uns entstand. Als wir uns verabschiedeten, beluden wir unseren Van mit mehr als nur Wasser: Jimmy hatte uns Essen für eine ganze Woche mitgegeben. Seine Umarmung war herzlich, seine Wünsche ehrlich. Wir fuhren weiter – gerührt und nachdenklich.

Nebel am Stellplatz

Nebel am Stellplatz

Einfach mystisch - Nebel am See

Einfach mystisch - Nebel am See

Bei Matei im Garten

Bei Matei im Garten

Ein Ort voller Wunder

Unsere nächste Station war der „Rustic Camping Spot“, ein idyllischer Platz mitten im Grünen. Doch was diesen Ort so besonders machte, waren die Menschen: Matei, der Betreiber und Michaela und Florentin seine Eltern, begegneten uns nicht wie Fremden, sondern wie alten Freunden. Als wir erzählten, dass unsere Wasserpumpe Probleme machte, zögerten sie nicht. Florentin setzte sich ins Auto, fuhr mit uns zum Händler, und noch am selben Tag hatten wir eine neue Pumpe. Es war, als wäre Hilfsbereitschaft hier eine Selbstverständlichkeit. Die Tage dort waren erfüllt von gemeinsamem Lachen, Marktbesuchen und Grillabenden. Es fühlte sich an wie ein Stück Heimat, geschaffen von Menschen, die uns nicht einmal kannten.

Orginal rumänische Essen

Orginal rumänische Essen

Florentin

Florentin

Ein toller Stellplatz im Garten

Ein toller Stellplatz im Garten

Eine Frage, die bleibt

Diese Erlebnisse ließen uns staunen – und sie ließen uns nachdenken. Warum ist es an manchen Orten selbstverständlich, Fremden zu helfen, während es anderswo die Ausnahme bleibt? Warum schenken Menschen, die wenig besitzen, so oft am meisten? In einer Welt, in der Nächstenliebe oft zur Floskel verkommt, sind es Orte wie Rumänien, die uns wachrütteln. Jimmy, Florentin und Michaela haben uns gezeigt, was echte Menschlichkeit bedeutet – ohne große Worte, einfach durch ihre Taten. Doch was sagt es über uns aus, wenn wir solche Geschichten als außergewöhnlich empfinden? 
Warum ist es nicht überall selbstverständlich, einander mit Respekt und Wärme zu begegnen?
Rumänien hat uns nicht nur Wasser geschenkt, sondern auch die Erkenntnis, dass Gastfreundschaft eine der stärksten Brücken zwischen Menschen ist. 

Und am Ende bleibt eine Frage: „Was wäre, wenn wir diese Brücken auch in unserer eigenen Welt bauen würden?“